Die Krise ist gelöst!

Wie sehr sehnen wir uns alle diese Schlagzeile herbei, damit endlich wieder unsere gewohnte „Normalität“ in unseren Alltag einzieht.

Angesichts der angespannten Situation erschien es mir wenig sinnvoll, eine Kolumne über das aktuelle Kapitalmarktgeschehen zu schreiben. Zahlreiche Analystenhäuser, Volkswirte und Wirtschaftsweise überschlagen sich dieser Tage ohnehin schon mit Wasserstandsmeldungen, die dem berühmten Stochern im Nebel gleichen, weil mit solch einer Situation tatsächlich noch niemand konfrontiert war.

Bezüglich der medizinischen Implikationen kann ich naturgemäß auch wenig beitragen, aber das ist angesichts der Heerscharen an Medizinern, Virologen, Pharmakologen, … die uns fast minütlich über den aktuellen Verlauf der Pandemie informieren, auch nicht notwendig.

Und sich in die Reihe der Applaudierer für die „Helden der Gegenwart“ einzureihen, die tatsächlich jeden Applaus und jede moralische Unterstützung verdienen, kommt mir auch heuchlerisch vor, zumal dieser Zuspruch auch nur das ist, was er nun mal ist: eine gut gemeinte Aufmunterung, von der sich der Geldbeutel der häufig unterbezahlten Heroen leider auch nicht füllt.

Natürlich könnte man die eine oder andere Anekdote erzählen, was Menschen im eigenen näheren Umfeld in diesen außergewöhnlichen Zeiten an Nettigkeiten erlebt haben, zum Beispiel, dass eine dankbare ältere Dame ihrem Rettungsdienst ein Care-Paket mit Nudeln, Pesto, Klopapier (!), Schokolade und einem rührenden Dankesbrief vor die Türe gelegt hat, penibel darauf achtend, den empfohlenen Sicherheitsabstand einzuhalten.

Oder dass untereinander weitgehend unbekannte Menschen plötzlich aktiv ihre Hilfe anbieten, um positiv getesteten Nachbarn, die unter strenger Quarantäne stehen, zur Seite zu stehen und mit Lebensmitteln vom örtlichen Einzelhändler zu versorgen.

Oder dass die Elke, Petra, Tina, Ingrid, … vom Gesundheitsamt für die Zeit nach der Krise zum Essen eingeladen wurde, weil sie während der Quarantäne-Betreuung so unglaublich sympathisch und aufmunternd war, dass sich die Infizierten auf ihren täglichen Anruf gefreut und sogar ein Ratespiel bzgl. Ihres Alters initiiert haben.

Oder, oder, oder …

Und dann ist diese Krise auch ein wahres Bildungsprogramm: hätten Sie gewusst, dass in Seoul unglaubliche 38 Millionen Menschen wohnen? Ich bin so froh, dass uns der schlaueste Präsident aller Zeiten, der nach eigenen Angaben ja ein absoluter Südkorea-Insider ist, diese Information nicht länger vorenthalten hat. Wir wären am Ende in dem Irrglauben (nicht an Corona!) gestorben, dort leben „nur“ circa 9,8 Millionen Menschen.

Ischgl kennt jetzt sicherlich auch jeder, selbst wenn er nicht Ski fährt, oder?

Vielen von Ihnen ist es wahrscheinlich ähnlich ergangen. Vielleicht haben Sie sogar noch Anrührenderes erlebt? Ob man jedoch über diese Akte wahrer Menschlichkeit berichten muss? Ich weiß es nicht.

Ich glaube, ich schreibe diesen Monat keine Kolumne und melde mich wieder, wenn wir die Lage seriös einschätzen können. Bis dahin wünsche ich Ihnen, Ihren Familien und Ihren Freunden einfach von Herzen alles Gute!

Über den Autor

Seit mehr als 30 Jahren fühlt sich Udo Rieder dem Wertpapiergeschäft verbunden. Der Ausbildung bei der Deutschen Bank AG in Nürnberg folgten Einsätze als Investmentmanager in Lübeck und Genf, wo er das internationale Geschäft sehr wohlhabender Klienten betreute. Seine Rückkehr nach Deutschland führte ihn über die Leitung der Vermögensverwaltung für Nordbayern hin zur Verantwortung für die Investmentmanager im neu gegründeten Geschäftsbereich Private Wealth Management. Im Jahr 2008 ist er zur UBS Deutschland AG gewechselt, um die neu zu eröffnende Niederlassung Nürnberg mit aufzubauen. Seine berufliche Tätigkeit wurde flankiert von berufsbegleitenden Studien an der Bankakademie und der European Business School. Zudem ist er zertifizierter Eurex-Anlageberater. Im Januar 2015 trat Herr Rieder als Gesellschafter der KSW bei, um seine Kunden als Portfoliomanager weiterhin individuell zu betreuen.