Platin – ein unterschätztes Edelmetall?

Gold gilt nach wie vor als Krisenwährung und ist als solche schon länger im Aufwärtstrend. Rohstoffe im Allgemeinen erleben bereits seit Beginn der Corona-Pandemie extreme Kursbewegungen. Mit Ausbruch des Ukraine-Krieges hat sich die Situation nochmals deutlich verschärft. Den Preis für Platin hat der Krieg indes bisher nicht in die Höhe schnellen lassen.

Der Preis für die Feinunze Gold stieg Anfang März auf einen neuen Höchstkurs bei rund 1.880 Euro. Beim Platin konnte zwischenzeitlich ein Kursaufschlag von knapp 10% seit Beginn der kriegerischen Auseinandersetzung beobachtet werden. Dieser wurde aber bereits wieder zum Großteil abverkauft. Somit notiert das Metall jetzt wieder ca. 50% unter den Höchstkursen von 2008.

Aktuelle Situation unterstreicht Potential

Platin kommt etwa so selten vor wie Gold. Der Abbau ist aber nur an wenigen Orten der Welt wirtschaftlich möglich. Der Löwenanteil, über 70% der Weltproduktion, kommt aus Südafrika und Simbabwe. Kanada und Russland tragen ca. 16% tragen zur Weltproduktion des Erzes bei. Platin entsteht nicht nur durch direkten Abbau, sondern auch als Nebenprodukt bei der Raffination von Nickel. Hier ist Russland unter den Top 5 der weltweiten Produzenten. Je länger der Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland andauern, desto stärker wird die Unterversorgung mit Platin spürbar werden.

Europas Energieversorgung ist extrem abhängig von russischen Gas- und Öllieferungen. Die aktuelle Situation hat dazu geführt, dass die bereits begonnene Energiewende deutlich beschleunigt werden wird. Damit möchte man schnellstmöglich, neben anderen Maßnahmen, die europäische Versorgung auf eine breitere Basis stellen und so für mehr Stabilität sorgen.

Platin spielt hier insbesondere für den Einsatz in Brennstoffzellen und für die Wasserstoffelektrolyse (Herstellung von Wasserstoff) eine sehr wichtige Rolle. Diese Bereiche gelten als mögliche Schlüsseltechnologien der Energiewende, insbesondere für die Speicherung und Rückgewinnung von Strom. Platin ist zudem essenziell, wenn es um die effiziente Verteilung von Strom geht, zum Beispiel bei intelligenten Stromnetzen.

Nicht nur im Energiesektor wird das Edelmetall eingesetzt: Aufgrund seiner Korrosionsbeständigkeit und dem hohen Schmelzpunkt (1772°C) wird Platin unter anderem in Laborgeräten, Thermoelementen, Elektroden, Laserdruckern, Katalysatoren und für die Glasherstellung benötigt. Neben medizinischen Implantaten und Herzschrittmachern findet es auch Verwendung in der Schmuckindustrie und bei der Wertanlage in Form von Münzen oder Barren.

Lieferengpässe programmiert?

Platin sowie andere Erze und Seltene Erden werden als potenziell kritisch eingestuft. Warum? Diese Rohstoffe sind schwer durch andere Materialien zu ersetzen, haben eine immense wirtschaftliche Bedeutung und stammen aus unzuverlässigen Lieferländern. Die Nachfrage nach dem Edelmetall ist stabil und zukunftsträchtig, die Herstellung kostenintensiv und die Lagerstätten begrenzt. Fundamental sind die Aussichten für Platin attraktiv. In der aktuellen Zeit, geprägt durch geopolitische Unsicherheit und inflationäre Tendenzen, sollte Platin in Kombination mit Gold und Silber ein werthaltiges Investment sein.

Über den Autor

Jörg Horneber kann auf eine klassische mehr als 25-jährige Bankkarriere zurückblicken. Nach einer Ausbildung bei der Deutschen Bank AG im Privatkundengeschäft und einem berufsbegleitenden Studium bei der Bankakademie, übernahm er die Position als Berater im Private Banking der Deutschen Bank AG Nordbayern bis Ende 2005. Darauffolgend als Relationship Manager bei der Commerzbank AG Private Wealth Management. Den Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit bildete immer die ganzheitliche Betreuung seiner Kunden.Seit April 2012 verstärkt er das Team der KSW Vermögensverwaltung AG als Portfoliomanager. In dieser Funktion ist er mit der individuellen Betreuung von Vermögensverwaltungsmandaten betraut.