Norwegen – der Fels in der Brandung

Corona und der Ölpreisschock haben zum Wochenanfang die Börsen implodieren lassen. Die Anleger sind panisch auf der Suche nach sicheren Investitionen. Eine Alternative könnte Norwegen sein.

Zwar sind die Verwerfungen durch den Coronavirus auch an der norwegischen Börse nicht spurlos vorübergegangen. Der 25 Aktien umfassende OBX Index (Oslo Stock Exchange) hat in diesem Jahr etwas über 20 Prozent an Wert verloren. In der Folge bieten die zugrundliegenden Aktien immerhin überdurchschnittliche Dividendenrenditen. Im internationalen Vergleich sehen wir die Aktien damit als sehr fair bewertet an. Hinzu kommt, dass die norwegische Krone im Verhältnis zum Euro auf einem historischen Tiefstand ist. Hier ergeben sich durch den Wechselkurs zusätzliche Chancen.

Für Anleger bietet sich Norwegen damit als stabiles und fortschrittliches Investitionsland an.

Das Land hat eine konstant niedrige Arbeitslosenquote von augenblicklich etwa 3,8 Prozent. Somit trägt der stabile Binnenkonsum ebenso zum Wirtschaftswachstum bei, wie die hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts lag 2019 bei rund 1,5 Prozent; für das laufende Jahr werden 1,9 Prozent erwartet.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf belief sich im Jahr 2019 umgerechnet in etwa auf 80.000 US-Dollar. Damit liegen die Norweger in der Liste der reichsten Länder auf Rang 4. Deutschland ist mit einem BIP pro Kopf von etwa 45.000 US-Dollar nur auf dem 18. Platz. Die norwegische Staatsverschuldung beläuft sich nur auf 45 Prozent des BIP. Auch dies ist im internationalen Vergleich niedrig. Deutschland lag hier 2019 hier bei etwa 65 Prozent.

Den wirtschaftlichen Aufschwung verdankt das Land zum Großteil den in den 1970 Jahren entdeckten Öl- und Gasfeldern. Da es Norwegen geschafft hat, seine geologischen Vorteile konsequent zu nutzen, deckt das Land seinen eigenen Energiebedarf zu 98 Prozent aus Wasserkraft. Somit können alle geförderten Öl- und Gas-Ressourcen in den Export gehen. Der Brennstoffexport macht über 60 Prozent des norwegischen Exportvolumens aus. Norwegen ist damit auf Platz 2 der internationalen Gasexporteure, gleich hinter Russland.

Der exorbitante wirtschaftliche Anteil der fossilen Brennstoffe an der Wirtschaftsleistung wird die nächsten Jahrzehnte hoch bleiben. „Johan Sverdrup“, so der Name eines gigantischen Ölfeldes vor der Küste Stavangers, sichert den Ölexport für die nächsten 50 Jahre. Der Wert des Ölfeldes wurde mit 100 Milliarden US-Dollar berechnet. Die Förderung begann dieses Jahr. Gefördert wird mit Ökostrom aus Wasserkraft!

Die Einnahmen aus diesen Geschäften gehen zum Teil in den norwegischen Staatsfonds. Dieser Pensionsfonds ist mit über 1 Billion US-Dollar der größte seiner Art weltweit. Jeder Norweger hat somit rechnerisch mehr als 180.000 Euro Guthaben in seiner Rentenkasse. Eine sehr komfortable Situation für die aktuellen und künftigen norwegischen Rentner und Pensionäre. Damit das so bleibt, legt der Fonds einen Großteil der Gelder in Aktien an. Allerdings nur in Firmen, die nachhaltige Kriterien erfüllen. Von Öl- und Kohleproduzenten sowie anderen CO2-Klimasündern hat sich der Fonds getrennt. Maximal drei Prozent pro Jahr dürfen aus dem Fonds zudem für öffentliche Investitionen verwendet werden. Damit hilft er, die Zukunftsfähigkeit des Landes zu sichern.

Ein weiterer Exportschlager Norwegens mit einem Anteil von etwa zehn Prozent am BIP sind Fische und Krebstiere. Die riesigen ertragreichen Fischfanggebiete erstrecken sich bis nach Island und fast bis nach Grönland. Durch das starke weltweite Bevölkerungswachstum und die damit einhergehende Überfischung hat sich Norwegen noch einen weiteren lukrativen Zukunftsmarkt erarbeitet. Die zum großen Teil sogar nachhaltig bewirtschafteten Aquakulturen machen Norwegen zu einem der wichtigen Lieferanten für den wachsenden Absatzmarkt der Meerestiere.

Über den Autor

Jörg Horneber kann auf eine klassische mehr als 25-jährige Bankkarriere zurückblicken. Nach einer Ausbildung bei der Deutschen Bank AG im Privatkundengeschäft und einem berufsbegleitenden Studium bei der Bankakademie, übernahm er die Position als Berater im Private Banking der Deutschen Bank AG Nordbayern bis Ende 2005. Darauffolgend als Relationship Manager bei der Commerzbank AG Private Wealth Management. Den Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit bildete immer die ganzheitliche Betreuung seiner Kunden.Seit April 2012 verstärkt er das Team der KSW Vermögensverwaltung AG als Portfoliomanager. In dieser Funktion ist er mit der individuellen Betreuung von Vermögensverwaltungsmandaten betraut.