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Die Zentralbanken der Industriestaaten wollen die Inflation dauerhaft im Zaum halten. Zwei Jahrzehnte lang wurde die Zielmarke von zwei Prozent nicht oder nur gering überschritten.

Doch das Paradigma gerät ins Wanken. Unter politischem Druck wächst die Bereitschaft, Preisstabilität zugunsten von Wachstum und Haushaltsentlastung aufzugeben. Anleger reagieren: Trotz Rekordständen bei Aktien und Gold fließt Kapital in Sachwerte – als Schutz vor einer anhaltend höheren Teuerung.

Schuldenberge engen Spielräume ein

Die Staatsschulden der großen Volkswirtschaften sind auf historische Höchststände gestiegen. Laut IWF liegt die Schuldenquote der G7 im Schnitt bei über 120 % des BIP – Tendenz steigend. Höhere Zinsen verschärfen die Lage: 2024 zahlte Deutschland 37 Mrd. Euro Zinsen, rund 25 Mrd. Euro mehr als 2019 (Quelle: bundeshaushalt.de).

Auch in den USA droht der Kapitaldienst auszuufern. Präsident Trump erhöht den Druck auf die Federal Reserve, die Zinsen deutlich zu senken – ein Angriff auf die geldpolitische Unabhängigkeit. Märkte spekulieren längst über den Zeitpunkt des Einknickens.

Goldrallye als Misstrauenssignal

Sollte die Fed tatsächlich nachgeben, würde das die Inflation befeuern. Die aktuellen Rekorde an den Aktienmärkten stehen daher weniger für ökonomische Stärke als für wachsende Kaufkraftsorgen. Auch die Goldrallye ist Ausdruck dieses Misstrauens: Laut World Gold Council kauften Zentralbanken 2024 rund 1.037 Tonnen Gold – der zweithöchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Besonders aktiv waren China, Indien und Polen.

Gold wirft keine Zinsen ab, wird aber zunehmend als „letzte neutrale Reserve“ gesehen. Nach der Rallye 2025 sind technische Korrekturen möglich, doch der strukturelle Aufwärtstrend bleibt intakt.

Finanzielle Repression auf leisen Sohlen

Die Politik nimmt eine schleichende Entwertung von Ersparnissen in Kauf. Nominalzinsen liegen oft unter der Inflationsrate – eine klassische Form stiller Enteignung. Laut OECD lag die durchschnittliche Realverzinsung 2024 bei minus 1,2 % in den Industrieländern. Gleichzeitig verschlingt der Schuldendienst immer größere Haushaltsanteile.

Für Verteidigung, Infrastruktur und soziale Aufgaben bleibt weniger Spielraum. Die Alternativen – Ausgabenkürzungen, Steuererhöhungen oder neue Schulden – sind unpopulär oder verschieben das Problem nur weiter. Damit wächst die Hypothek für kommende Generationen.

Das teure Durchwursteln

Regierungen und Notenbanken wählen den bequemsten Weg: Sie halten an einer Politik der „kontrollierten Entwertung“ fest, um die Schulden tragfähig zu halten. Doch diese Strategie ist riskant. Sie gefährdet die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik – und damit die Stabilität des Finanzsystems. Der Goldpreis sendet die Botschaft unüberhörbar: Vertrauen ist die knappste Währung unserer Zeit.

Für Vermögensverwalter heißt das: Kaufkraftsicherung bleibt das dominierende Thema der kommenden Jahre. Sachwerte, Aktien mit Preissetzungsmacht und Gold gehören in jedes strategisch aufgestellte Portfolio. Ich persönlich favorisiere Titel aus den Branchen Energie und Infrastruktur, bei den Regionen gewichte ich Schwellenländer über. Außerdem habe ich Minenaktien im Visier.

Über den Autor

Manfred Rath ist seit mehr als 35 Jahren im Vermögensanlagegeschäft tätig. Bereits nach der Ausbildung ging er den klassischen Weg zum Wertpapierspezialisten in der damaligen Bayerischen Vereinsbank. Dort übernahm er auch die Leitung eines Teams in der Nordoberpfalz, bevor er nach 27-jähriger Zugehörigkeit zur BHF BANK wechselte. In diesen 6 Jahren bei der Privatbank war der Schwerpunkt erneut die Vermögensanlage und -allokation sowie die stellvertretende Leitung der Niederlassung Nürnberg. Seit Juli 2012 ist er als Portfoliomanager für die KSW tätig.