Corona-Schulden: Pandemie stellt der Politik einen „Freibrief“ aus

Die Löcher, die der Shutdown im Zuge der Covid-19-Pandemie gerissen hat, werden mit frisch gedrucktem Geld und einem massiven Anstieg der Staatsverschuldung bezahlt – vorerst. Denn auch diese Kredite müssen Staaten begleichen, mahnt Vermögensverwalter Wolfgang Köbler.

Es scheint, als stelle die Pandemie der Politik einen Freibrief aus: Was die Regierungen jahrzehntelang versäumt haben, schieben sie jetzt auf das Coronavirus, sagt Wolfgang Köbler, Vorstand des Nürnberger Vermögensverwalters KSW.

Dabei dürfe man Politik und Notenbanken durchaus dafür loben, wie schnell sie begonnen haben, die Coronakrise zu bekämpfen und Schaden abzuwenden. Man müsse aber auch den Aufwand hinterfragen: „Nach ersten Berechnungen der Deutschen Bank könnten es 1,9 Billionen Euro werden, die zur Bewältigung der Pandemiefolgen aufgebracht werden“, erklärt der Vermögensprofi. Dies entspräche fast den Kosten der deutschen Wiedervereinigung oder dem Stand der Staatsschulden der Bundesrepublik.

Wer soll das bezahlen?

Herkömmliche Lösungsansätze werden nicht wirken, um den Schuldenberg nach Ende der Covid-19-Pandemie abzutragen. Am Ende dürften die Staaten ihre Schulden in der Bilanz der Europäischen Zentralbank (EZB) abladen, fürchtet Köbler. Die EU bräuchte dann ein System, wie sie den Regierungen gerecht werden kann, die sparsam gewirtschaftet haben.

Wahrscheinlich wird man dem Experten zufolge aber versuchen, eine erneute Verlängerung des bisherigen Systems zu erreichen: steigende Asset-Preise, stabile Konjunktur und Wohlstand auf Pump. „Es ist daher das Gebot der Stunde, seine Vermögenszusammensetzung auf eine solche Entwicklung auszurichten“, sagt Köbler. Denn die Wahrscheinlichkeit wachse, dass Anleger noch in diesem Jahrzehnt neue staatliche Instrumente kennenlernen werden – beispielsweise Beschränkungen des Kapitalverkehrs.

Über den Autor

Wolfgang Köbler kann auf eine klassische mehr als 35-jährige Karriere in der Finanzbranche zurückblicken. Nach verschiedenen Führungsaufgaben im Privatkundengeschäft war er zuletzt als Direktor im Wealth Management der Dresdner Bank AG tätig. Berufsbegleitend studierte er in den 80’iger Jahren an der Bankakademie und ist heute noch ehrenamtlich im Prüfungswesen der IHK tätig. Den Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit bildete immer die ganzheitliche Betreuung seiner Kunden. Seit 2005 ist Wolfgang Köbler Partner und Vorstand der KSW Vermögensverwaltung AG in Nürnberg. Neben dem Management eines Family Office widmet er sich der individuellen Betreuung von diskretionären Vermögensverwaltungsmandaten. Nebenberuflich fungiert er als Aufsichtsratsmitglied einer börsennotierten Gesellschaft und Finanzvorstand für eine kirchliche Institution.