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Staatsschulden ohne Ende – das System betrügt sich selbst

 

Die Weltkonjunktur bleibt anfällig. Bereits kleinere Ereignisse – Handelskonflikte oder geopolitische Spannungen – reichen aus, um die Märkte zu erschüttern. Die Ursache für diese Sensibilität liegt in der übermäßigen und weiterwachsenden Verschuldung der Staaten rund um den Globus.

Auf mehr 315 Billionen Dollar taxiert das Institute of International Finance (IIF) die weltweite Verschuldung im ersten Quartal 2025. Diese Summe entspricht mehr als dem Dreifachen der globalen Wirtschaftsleistung. Zwischenzeitlich ging die Schuldenquote zurück, was aber daran lag, dass die Wirtschaftsleistung nominal gestiegen ist. Um die Inflation bereinigt nimmt die Schuldenlast weiter zu.

USA entwickeln sich vom Stabilitätsanker zum Unsicherheitsfaktor

Besondere Sorgen macht derzeit die die fiskalische Lage der Vereinigten Staaten. Mit über 35 Billionen US-Dollar – mehr als 125 % des US-BIP – stehen die USA derzeit in der Kreide. Die Zinslast steigt kontinuierlich an und droht, zentrale Haushaltsposten wie Verteidigung oder Sozialausgaben zu überholen.

Ein Warnsignal kam im Frühjahr 2025 vom US-Anleihemarkt. Um langfristige Schuldtitel erfolgreich zu platzieren, musste der Staat höhere Renditen anbieten. Für 10- und 30-jährige Staatsanleihen lagen diese zeitweise über 5 % – trotz geldpolitischer Lockerungstendenzen. Dies zeigt, dass das Vertrauen in die Solidität der US-Staatsfinanzen sinkt.  Das hat globale Auswirkungen, da US-Treasuries als Referenz für weltweite Finanzierungskosten dienen.

Zentralbanken stecken im Dilemma

Die wachsende Verschuldung der Staaten ist das Ergebnis eines fiat-basierten Währungssystems, das auf niedrige Zinsen und kontinuierliche Liquiditätsausweitung angewiesen ist. In den vergangenen Jahren haben Zentralbanken immer wieder Schulden monetarisiert, sprich: die Notenpresse angeworfen. Doch die Geldpolitik stößt nun an Grenzen. Werden die Zinsen gesenkt, also die Geldmenge erhöht, treibt das die Inflation hoch.  Erhöhen die Notenbanken die Zinsen, gefährdet das die Schuldentragfähigkeit ganzer Volkswirtschaften.

Europas Wachstum fällt gering aus – trotz hoher Ausgaben

In Europa sieht es nicht viel besser aus. Die drei größten Volkswirtschaften der Eurozone – Deutschland, Frankreich und Italien – verzeichnen laut Eurostat für 2025 ein Wirtschaftswachstum unter 0,5 %. Gleichzeitig bleiben Staatsquoten hoch (50 % bis 55 %), die Verschuldung steigt weiter, und marktferne Subventionen ersetzen zunehmend unternehmerische Investitionen. Aktive Wirtschaftspolitik wird zunehmend erschwert.

Fokus auf Substanzwerte

Die wachsenden Staatsschulden sind kein temporäres Phänomen, sondern Ausdruck eines strukturell instabilen Systems. Ohne grundlegende Reform dieses Systems werden die Märkte anfällig bleiben. Das größte Risiko ist nicht ein Crash, sondern ein schleichender Stabilitätsverlust, der über Jahre hinweg reale Kaufkraft entzieht.

Für Anleger bedeutet das: Umdenken und Vermögen besser schützen. Sachwerte, insbesondere Gold, Silber und defensive Qualitätsaktien, gewinnen an Bedeutung. Sie bieten auch in Krisen Stabilität.

Über den Autor

Wolfgang Köbler kann auf eine klassische mehr als 35-jährige Karriere in der Finanzbranche zurückblicken. Nach verschiedenen Führungsaufgaben im Privatkundengeschäft war er zuletzt als Direktor im Wealth Management der Dresdner Bank AG tätig. Berufsbegleitend studierte er in den 80’iger Jahren an der Bankakademie und ist heute noch ehrenamtlich im Prüfungswesen der IHK tätig. Den Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit bildete immer die ganzheitliche Betreuung seiner Kunden. Seit 2005 ist Wolfgang Köbler Partner und Vorstand der KSW Vermögensverwaltung AG in Nürnberg. Neben dem Management eines Family Office widmet er sich der individuellen Betreuung von diskretionären Vermögensverwaltungsmandaten. Nebenberuflich fungiert er als Aufsichtsratsmitglied einer börsennotierten Gesellschaft und Finanzvorstand für eine kirchliche Institution.